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05.07.2018

Facebook-Kommentar von Heinz-Jürgen Krug

Großsporthalle - Wie soll die Halle heißen?
Anmerkungen zu Behauptungen von Herrn Franz Sz Horváth (Echo-Artikel vom 04.07.2018)

Da die Behauptungen von Herrn Franz Sz Horváth wie sie im Echo-Artikel wiedergegeben werden  weitgehend identisch sind, mit denen die er Anfang Mai in Reaktion auf einen Artikel zum Thema in der Main-Spitze gepostet und dann nochmal Mitte Mai als „Imaginäre Rede an die Stadtverordnetenversammlung“ ausgeführt hat, kann ich meine Anmerkungen dazu im wesentlichen hier wiederholen (für Interessierte der gesamte fb-thread inklusive dem Link zum ersten von Anfang Mai hier https://www.facebook.com/ groups/1544917685784269/permalink/ 2099560666986632/

… Zum einen meinten und meinen Sie, dass Walter Rietig die Kriterien von Peukert bzw. Schönhoven oder Axel Ulrich für einen Widerständler nicht erfülle. Bestenfalls Protest könne man ihm zubilligen. Sie bezeichneten sein Verhalten gar als dem „seelischen Stuhlgang“ dienendes „Schimpfen“. Ausgerechnet der von Ihnen angeführte Axel Ulrich führt Walter Rietig allerdings in seiner Chronologie des Widerstands bei Opel an, was Sie versuchten, als eine Art Schlamperei von Ulrich darzustellen. Um auf die von Ihnen ins Feld geführten  Kriterien einzugehen: Rietig hat zweifelsohne das NS-Regime kompromisslos abgelehnt, er hat bewusst die Toleranzschwelle des NS-Regimes überschritten und angesichts seiner explizit geäußerten Hoffnung auf den Sturz dieses Regimes gibt es keinen Grund anzunehmen, dass er seine Äußerungen und Handlungen nicht mit der Zielsetzung/Handlungsperspektive auf Schädigung/Liquidation/Beseitigung dieses Regimes getan hat. Eine Einschätzung, die offensichtlich die Gestapo und die Nazijuristen beim Amtsgericht Darmstadt teilten. Ausschnitte aus dem Haftbefehl vom Juli 1942:

Fritz Zängerle, Mitglied einer der etwa zehn von Wilhelm Feutner geleiteten Widerstandszellen bei Opel (siehe http://www.main-spitze.de/lokales/kreis-gross-gerau/ ruesselsheim/ludwig-feutner-und-der-ueber-lange-zeit-vergessene-opel-widerstand-in-der-nazi-diktatur_15433097.htm ) sagte nach 1945 aus:

 „Walter Rietig war auch ein Mitglied der Zelle, aber er war kein aktives Mitglied, sondern war mehr so ein Mann, von dem man Informationen bezog und den man informierte. Der hat die Kriegsgefangenen, die französischen unterrichtet, …“.

Und der von Ihnen angeführte Wikipedia-Artikel enthält nicht nur die Kriterien von Schönhoven sondern auch die Feststellung „ … und grundsätzlich wird zwischen organisiertem und individuellem Widerstand unterschieden. Der individuelle Widerstand von Privatpersonen konnte nur die Verweigerung des Hitlergrußes sein oder auch bis hin zur verbotenen Versorgung von Zwangsarbeitern mit Lebensmitteln, zur Produktion von Flugblättern, dem Verstecken von Verfolgten oder zur Durchführung von Attentaten reichen“. Rietigs Handlungen mit und für die Widerstandszelle gingen über einen solchen individuellen Widerstand offenbar noch hinaus. Durchaus denkbar, dass Axel Ulrich also nicht geschlampt, sondern in der Einschätzung von Walter Rietigs Handlungen als widerständig mit Rolf Strojec (von der Stolpersteininitiative) und Bernd Heyl - auf deren Forschungen und Darstellungen Sie sich ja auch stützen – übereinstimmt.

Im übrigen fände ich auch die Namensgebung nach einem Menschen, der (nur?) gegen das NS-Regime protestierte und deshalb hingerichtet wurde, sinnvoll. Das muss nicht – wie Sie in Ihrer ersten Stellungnahme implizit als ‚Zusatzkriterien‘ formulierten „furchtlos“ bzw. „großartig“ sein. Zumal die Benennung nach Rietig auch eine Ehrung all der anderen Männer und Frauen des ArbeiterInnenwiderstands bei Opel wäre – auch derer die nicht entdeckt wurden oder ‚nur‘ in Gefängnisse und KZs kamen (siehe dazu z.B. einen der weiteren der verdienstvollen Artikel von Michael Wien http://www.main-spitze.de/lokales/kreis-gross-gerau/ruesselsheim/nazizeit-ruesselsheimer-opeler-stehen-zwangsarbeitern-bei_16910496.htm aus Anlass der Verlegung der Zwangsarbeiter-Stolperschwelle.)

Und frau/man kann Rietig auch als Opfer ehren. Die Stolpersteininitiative ehrt auch zum einen Widerstandskämpfer und zum anderen Nazi-Opfer die weder Widerstand geleistet noch auch nur protestiert haben (wie die Opfer des eliminatorischen Antisemitismus und diejenigen der Euthanasiemorde).

Und frau/man kann drittens es auch gut finden, wenn die Ehrung aus den beiden genannten Gründen auch ein Zeichen gegen heutigen Rassismus. Antisemitismus, Chauvinismus und Kriegshetze ist (von wegen „jämmerliches Niveau“).

Herrn Horvaths Versuch vom 20. Mai einen von den Herren Wien und Heyl (und damit per Schlamperei auch Ulrich sowie durch die Überschrift „Die Lebensgeschichte und komplette Akte des Widerstandskämpfers Walter Rietig“ auf http://www.stolpersteine-ruesselsheim.de/seiten/aktuelles.php auch die Initiative) konstruierten Rietig-Mythos zu konstruieren und meine Anmerkungen „Der Mythos vom Rietig-Mythos“ hier

https://www.facebook.com/groups/1544917685784269/permalink/ 2103860116556687/

Unter http://www.attac-netzwerk.de/ruesselsheim/startseite/ neuigkeiten/archiv/ zum Download einige Dokumente (u.a. die Prozessakten) und Links zu Artikeln von Michael Wien.

+ + + Ende facebook-posting + + +

 

   
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