05.12.2018
Branchen-Kriminalität / Kapital-Verbrechen
Ganz aufgeregt und immer von neuem basserstaunt stellen Medien und Politikerinnen fest:
Baukonzerne steigern ihre Profite durch Vergaben an windige Subunternehmer, die die ArbeiterInnen dann nicht bzw. nicht ordnungsgemäß bezahlen; also diese Branche ist doch immer wieder besonders kriminell.
Rüstungskonzerne exportieren illegal oder mittels Joint Ventures in Krisen- und Kriegsgebiete (wenn sie es mit Genehmigung der Bundesregierung tun ist es natürlich auch nicht besser); also diese Branche ist doch immer wieder besonders kriminell.
Pharmakonzerne bringen Medikamente mit (lebens-)gefährlichen Nebenwirkungen auf den Markt und bestechen Ärzte, das Zeug an die Patienten zu bringen; also diese Branche ist doch immer wieder besonders kriminell.
Autokonzerne verabreden sich zum gesundheits- und lebensgefährdenden Betrug bei Abgasmessungen; also diese Branche ist doch immer wieder besonders kriminell.
Textilkonzerne steigern ihre Profite durch Herstellung ihrer Produkte unter lebensgefährlichen und unsozialen Bedingungen für die ArbeiterInnen; also diese Branche ist doch immer wieder besonders kriminell.
Fleischkonzerne … also diese Branche ist doch immer wieder besonders kriminell.
Holzkonzerne … also diese Branche ist doch immer wieder besonders kriminell.
Finanzkonzerne … also diese Branche ist doch immer wieder besonders kriminell.
Flughafenbetreiber … also diese Branche ist doch immer wieder besonders kriminell.
Futtermittelkonzerne … also diese Branche ist doch immer wieder besonders kriminell.
Ölkonzerne … also diese Branche ist doch immer wieder besonders kriminell.
Internetkonzerne … also diese Branche ist doch immer wieder besonders kriminell.
… ad (fast) infinitum.
Ist es da abwegig, sich zu fragen, ob das ökonomische und gesellschaftliche System, indem diese Konzerne/Branchen tätig sind – ein Name dafür ist Kapitalismus – dieses kriminelle Verhalten eventuell bedingt?
Ob vielleicht der Mensch aus Trier – sein Name ist Karl Marx - dessen 200. Geburtsjahr jetzt bald zuende geht, auch für den heutigen Kapitalismus recht hatte, als er den Gewerkschafter T.J. Dunning zustimmend zitierte:
„Kapital flieht Tumult und Streit und ist ängstlicher Natur. Das ist sehr wahr, aber doch nicht die ganze Wahrheit. Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens.“
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